Down-Syndrom-Kinder suchen Schule
Selbsthilfegruppe will Vorbehalte bei den normalen Bildungseinrichtungen abbauen
Reinickendorf. Eine Selbsthilfegruppe von Eltern mit Kindern mit Down-Syndrom hofft darauf, dass sich im Bezirk eine Schule findet, die bereit ist, ihre Kinder mit Unterstützung von Sonderpädagogen im kommenden Schuljahr integrativ zu unterrichten.
Zur Zeit geht es um drei Kinder, die im Bezirk in einem ganz normalen Klassenverband integriert werden sollen. Bisher sind die Schulen sehr zurückhaltend, Kinder mit Down-Syndrom aufzunehmen, da sie aus Erfahrung wissen, dass die ihnen dann zustehenden sonderpädagogischen Förderstunden nicht immer bei ihnen ankommen. „Sie fürchten, dass bei plötzlichem Lehrerausfall die Stunden für dir Vertretung erkrankter Lehrer eingesetzt werden‘. sagt Claudia Schirocki von der Selbsthilfegruppe.
Bildungsstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) weist zudem darauf hin, dass die Sonderpädagogischen Zentren gar nicht zu 100 Prozent mit Lehrerstunden ausgestattet sind und so oft keine Sonderpädagogen an andere Schulen abordnen können. Außerdem muss die Schulleitung hinter dem Konzept stehen und zum Beispiel die Weiterbildung ermöglichen, Das bedeuten, die zeitweise Abwesenheit der Lehrer von den Schulen zu akzeptieren.
In anderen Bezirken ist es durchaus üblich, dass Kinder mit Down-Syndrom in den normalen Klassenverbänden unterrichtet werden. Claudia Schirocki hat schon am Unterricht der Steglitzer Rothenburg-Grundschule hospitiert: „Es ist erstaunlich, wie dort die Kinder auch dadurch Fortschritte machen, dass sie sich ihre Klassenkameraden als Vorbild nehmen,'“ Das ist auch der Grund, warum die Eltern ihre Kinder mit Down-Syndrom nicht zu einem der Sonderpädagogischen Zentren, den früheren Sonderschulen, schicken möchten. Zwar sind auch ihre Kinder als geistig behindert eingestuft, doch haben sie oft ein goßes Entwicklungspotenzial. Es gibt Menschen mit Down-Syndrom, die den Sprung in die Berufslaufbahn geschafft haben, so zum Beispiel der Schauspieler Bobby Brederlow.
Wenn sie in eine Umgebung geschickt werden, in der sie unterfordert werden, weil sie ständig mit anderen geistig Behinderten zusammen sind, wird dieses Entwicklungspotenzial nicht ausgeschöpft.
Für das Anliegen der Eltern hat sich auch Bürgermeisterin Marlies Wanjura stark gemacht. Am 29. Oktober soll mit einem Gespräch bei der Schulaufsicht geklärt werden, wie die Unterstützung einer bereitwilligen Schule abgesichert werden könnte. Schulen, die Interesse haben Down-Syndrom-Kinder aufzunehmen, können sich unter Tel. 26 07 72 92 oder per E-Mail an schirocki@arcor.de an Claudia Schirocki wenden. CS