Ein Helfer ist immer mit dabei

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Einschulung mit Down-Syndrom / Neue Selbsthilfegruppe unterstützt Betroffene

Tegel. Für Raphael Schirocki aus Tegel-Süd war wie für rund 24 000 Berliner Kinder der vergangene Sonnabend ein besonderer Tag. Er wurde eingeschult. Doch seine Mutter musste um den Schulplatz kämpfen.

Hätte Raphaels Mutter Claudia Schirocki nicht immer wieder Politik und Verwaltung angesprochen, hätte nicht immer wieder das Gespräch mit Fachleuten gesucht und sich selbst durch viel Literatur gelesen, hätte die Schulkarriere des Siebenjährigen an einem Förderzentrum begonnen. Doch an einer solchen ehemaligen Sonderschule, da ist sich Claudia Schirocki sicher, wäre ihr Sohn unterfordert gewesen. Raphael ist von der Trisomie 21 betroffen, einer Behinderung, die landläufig als Down- Syndrom bekannt ist. Verantwortlich dafür ist das dreifache Vorhandensein des Chromosomen 21. Die Kinder sind meist lebhafter als ihre Altersgenossen und nicht immer so konzentriert. Und doch machen sie, entsprechende Förderung vorausgesetzt, eine bemerkenswerte Entwicklung. Manche schaffen es bis in einen Beruf. Mit diesem Schuljahr wechselte zum Beispiel ein Mädchen von der Borsigwalder Grundschule zur Heinrich-Hertz-Hauptschule nach Spandau – mit der Aussicht, Schulabschluss und Ausbildungschance zu erwerben. Auch Raphael sollte diese Chance bekommen. Und obwohl Schulen die Bereitschaft signalisierten, ihn aufzunehmen, gab es zunächst Rückschläge.

Claudia Schirocki setzte die normale Beschulung ihres Sohnes Raphael durch. Foto: Christian Schindler

So befürchteten Schulleitungen später, dass zusätzliche Stunden, die als sonder-pädagogische Förderung bewilligt würden, zum Stopfen von Personalengpässen missbraucht werden könnten und gar nicht erst in der Klasse von Raphael ankommen könnten. Auch der nicht immer erfreuliche Kampf um Schulhelfer, die die Lehrer unterstützen, erhöhte nicht gerade die Chancen einer „normalen“ Beschulung – und das, obwohl es vom Berliner Senat bis hin zu der Vereinten Nationen Konsens ist, Behinderte im Alltag, und damit auch in Schule und Ausbildung, nicht von der übrigen Gesellschaft zu trennen. An der Franz-Marc-Grundschule an der Treskowstraße 26-31, an der Raphael jetzt nach einer Rückstellung von einem Jahr eingeschult wurde, hat er einen Eins-Zu-Eins-Schulhelfer. Er wird also perfekt betreut. Und die Begeisterung mit der er seine Schultüte zeigt, ist schon ein Hinweis, wie wohl er sich bei seinen neuen Schulfreunden und Lehrern fühlt. Und seine Mutter sieht für ihn bessere Möglichkeiten:

„Es gibt kaum eine Chance, von einem Förderzentrum auf eine Grundschule wechseln zu können.“

Das Lerntempo dort sei zu langsam, als dass Kinder auf einen Wechsel vorbereitet werden könnten. Über die Möglichkeiten der Beschulung von Kindern mit Trisomie 21 informiert Claudia Schirocki mit der von ihr gegründeten Selbsthilfegruppe bei der neunten Grundschulmesse am 19. September von 10 bis 14 Uhr im Atrium am Senftenberger Ring 97. CS